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Das psz neu-ulm ist ein sicherer Ort!

Menschen, die vor Gewalt, Verfolgung, Vertreibung oder Folter nach Deutschland flüchten, suchen Schutz.
Wir bieten psychosoziale Beratung und Psychotherapie – kostenlos und bei Bedarf mit Dolmetscher*in.

Psychosoziales Zentrum für traumatisierte Geflüchtete Neu-Ulm e.V.

Jahresrückblick 2022/2023

Liebe Freund*innen, Kolleg*innen und Unterstützer*innen,

ein kräftezehrendes Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu. Was das Weltgeschehen betrifft, folgte eine Schreckensmeldung der anderen. Die aktuelle Vielzahl an Krisen und Kriegen ist kaum zu ertragen und raubt vielen Menschen die Zuversicht. Man weiß oftmals nicht mehr, wo man denn hinschauen soll – humanitäre Katastrophen werden durch neue aus der Berichterstattung verdrängt und gar nicht mehr wahrgenommen. Nie zuvor seit dem zweiten Weltkrieg waren so viele Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Laut einem Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind weltweit 110 Millionen Menschen vertrieben. Ende 2022 waren 19 Millionen Menschen mehr auf der Flucht als noch Ende 2021 – dies entspricht einem Anstieg von 21 Prozent, Tendenz steigend.

Dazu kommt ein immer raueres Klima in der Gesellschaft. Die Wahlerfolge rechter Parteien schockieren, noch sprachloser machen die Versuche der etablierten Parteien, mit blankem Populismus gegen deren Erfolge zu bestehen. Die Frage, wo das hinführt, kann einen entmutigen.

Denn hinter den Zahlen stecken Menschen. Einzelschicksale von Frauen, Männern und Kindern. Menschen, die vor Kriegen flüchten, die in ihrem Herkunftsland nicht „ins System passen“, die sich politisch engagieren und für ihre Menschenrechte einstehen oder die aufgrund von Geschlecht, Religion, Sexualität oder Herkunft diskriminiert werden. Die verfolgt werden, verhaftet wurden, gefoltert wurden, die um ihr Leben fürchten und zu einer Flucht gezwungen sind, auf der sie oftmals erneut Fürchterliches erleben oder miterleben.

Wir sind daher unglaublich dankbar und glücklich, dass wir als psz neu-ulm in den vergangenen Monaten eine Entwicklung erleben durften, deren Tempo uns selbst erstaunt hat!

Hier finden Sie unseren bisherigen Werdegang

Unsere Vision, als kleiner Kreis von Engagierten ein PSZ im Landkreis Neu-Ulm aufzubauen, wurde Realität!

All das war möglich durch großes Wohlwollen und Entgegenkommen unserer Kooperationspartner, durch das Einfügen in ein breites Netzwerk mit lokalen Fachkräften und Engagierten in der Flüchtlingshilfe und nicht zuletzt durch die vertrauensvolle Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender, die alle an das Projekt geglaubt haben und unser Anliegen mittragen, Menschen zu helfen, die unverschuldet in Not geraten sind. Allen Unterstützerinnen und Unterstützern wollen wir hier von Herzen Danke sagen!

Bisher konnten wir finanzielle Förderungen durch die UNO Flüchtlingshilfe, das Akutprogramm des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ), das Diakonische Werk Bayern und den Freistaat Bayern einwerben, die die Jahre 2022 und 2023 großteils abgedeckt haben und teilweise in 2024 weiterlaufen. Als Partner in einem großen Verbund innerhalb des Diakonischen Werks Bayern haben wir eine Förderung durch die EU beantragt. Hier hoffen wir auf eine Zusage, die aufgrund einer dreijährigen Förderperiode (2024 bis 2026) Stabilität in das ansonsten fragile Finanzierungsgeflecht mit einjährigen Projektlaufzeiten bringen würde.

Wen haben wir erreicht?

Mit unseren Angeboten konnten wir in Einzeltherapie, Gruppenangeboten und der Anker-Sprechstunde bis jetzt knapp 100 Klientinnen und Klienten erreichen, die Hauptherkunftsländer sind aktuell Afghanistan, Irak, Türkei und die Ukraine.

Sowohl die Zahlen, als auch die Geschichten der Menschen zeigen, wie wichtig die Arbeit der PSZ ist. Eine dieser Geschichten, die exemplarisch für das Leid vieler anderer steht, möchten wir Ihnen vorstellen:

Der Name des Klienten ist zu seinem Schutz nicht genannt; auf Details, die Rückschlüsse auf seine Identität zulassen, wird verzichtet. Herr M. hatte als knapp 20-jähriger in seinem Herkunftsland ein nicht-eheliches Verhältnis mit einer Frau, das aufgedeckt wurde. Er musste die Ermordung seiner Partnerin nach Scharia-Recht mit ansehen und erhielt die übliche Strafe durch schwerste körperliche Misshandlung.  Im Anschluss musste er vor der Verfolgung durch die Familie der vom IS ermordeten Frau fliehen. Auf dieser Flucht, die bis zur Ankunft in Deutschland über vier Jahre dauerte, war seine Leben wiederholt bedroht und er war schwerer körperlicher Gewalt ausgesetzt. Nach wie vor ist seine Herkunftsfamilie großem Druck ausgesetzt.

Wir begleiten Herrn M., der eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und mehrere psychiatrische Komorbiditäten entwickelte, bei seinem Weg aus Verzweiflung und Selbstvorwürfen. Dies beinhaltet regelmäßige Psychotherapie mit traumatherapeutischem Fokus, Beratung und Begleitung im Asylverfahren (der Antrag des Klienten wurde vom BAMF abgelehnt), Zusammenarbeit mit dem behandelnden niedergelassenen Psychiater und psychosoziale Unterstützung bei der Bewältigung des Alltages.

Herrn M. ist es inzwischen gelungen, trotz der weiterhin belastenden Symptome einen Deutschkurs mit B1 abzuschließen, er ist dabei, in einem B2 Sprachkurs seine Deutschkenntnisse weiter zu verbessern. Seine Hoffnung, sich so weit zu stabilisieren, dass er 2024 eine Ausbildung beginnen kann, erscheint berechtigt, wenn man die Entwicklung des letzten Jahres betrachtet.

Für Menschen wie Herrn M. lohnt sich unser Einsatz. Für sie machen wir weiter. Trotz all unseres Einsatzes zur Einwerbung von Projektfinanzierungen decken die Fördergelder den Betrieb des Zentrums nicht vollständig ab und wir sind auf Spenden angewiesen.

Wir freuen uns, wenn Sie uns weiter unterstützen!

Das psz neu-ulm hat ein Zuhause gefunden!

Seit unserer Gründung im Juli 2022 haben wir schon viel erreicht und begonnen, ein regelmäßiges Angebot aus Psychotherapie, psychosozialer Beratung und Asylverfahrensberatung aufzubauen. Aus dem anfänglich ehrenamtlichen Angebot sind drei hauptamtliche Stellen entstanden.
Bisher waren wir für das Angebot auf die Unterstützung der Regierung von Schwaben, der Diakonie und der Friedenskirche angewiesen, die uns alle großzügig „Obdach“ gewährt haben. Was uns fehlte waren eigene Räumlichkeiten, die wir nun gefunden haben.
Mitten in Neu-Ulm ist im ehemaligen Stammhaus des Sport-Sohn ein Zentrum für Digitalisierung, Nachhaltigkeit und bürgerschaftliches Engagement entstanden. Getragen wird das Projekt von den Vereinen „Haus der Nachhaltigkeit Ulm, Neu-Ulm und Region “ und „Temporärhaus“, die mit riesigem Engagement und viel Kreativität einen Ort des gesellschaftlichen Miteinanders geschaffen haben.

Wir freuen uns sehr, dass das psz neu-ulm dort einen passenden Ort gefunden hat! Herzlichen Dank an das Haus der Nachhaltigkeit und das Temporärhaus, die uns so offen aufgenommen haben. Wir sind gespannt und freuen uns darauf, was sich unter diesem Dach und in der Zusammenarbeit entwickeln wird.

mission

Wir gehen ein Stück des Weges gemeinsam.
Wir nehmen uns Zeit für geflüchtete Menschen.
Wir finden gemeinsam zu einer neuen Normalität.
Wir begegnen einander auf Augenhöhe.

Wir setzen uns für die Rechte von Geflüchteten ein.
Wir beraten unabhängig und sind nichtstaatlich organisiert.
Wir unterstützen Handlungsfähigkeit und Wachstum nach traumatischen Erlebnissen.
Wir sehen die Überlebenskünste unserer Klient*innen.
Wir hören zu und lernen voneinander.
Wir schaffen neue Zugänge zu den Stärken und Fähigkeiten unserer Klient*innen.
Wir üben uns in einer rassismuskritischen und machtsensiblen Haltung. Um uns fortlaufend zu reflektieren und weiterzuentwickeln sind wir darauf angewiesen, von unseren Klient*innen zu lernen.

vision

Wir stehen für eine tolerante und vielfältige Gesellschaft ein und wollen zu einer Zukunft beitragen, in der jeder Mensch in seiner Einzigartigkeit sein und wirken kann. Wir wünschen uns, dass jede*r hierfür einen passenden Platz findet. Wir wollen einen Beitrag zur Öffnung unserer Gesellschaft leisten, um inklusive Prozesse voranzutreiben.

Crowdfunding: Leisten Sie uns Starthilfe!

Helfen Sie mit, einen sicheren Ort für traumatisierte geflüchtete Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen zu erschaffen – ein Ort an dem multiprofessionelle Hilfsangebote das Wachstum und die Handlungsfähigkeit nach traumatischen Erlebnissen fördern.

Kontaktieren Sie uns

Schreiben Sie uns eine Nachricht und wir setzen uns mit Ihnen in Verbindung. 

Sie erreichen uns unter: mail@psz-neu-ulm.com

Logo von TAFF, Therapeutische Angebote für Flüchtlinge
Logo des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Logo des Bayrischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration
Logo der Diakonie Bayern
Logo des Lebenswert e.V.